Politische Willensbildung Teil 6
Die politische Marke ist also auch ein sogenannter „Verkäufer“. Marken werden umgangssprachlich meistens lediglich mit Marketing und Werbung in Verbindung gebracht. Dabei machen letztere nur einen kleinen Anteil aus, wenn man das Modell Marke ganzheitlich und aus der Perspektive des menschlichen Gehirns denkt.
Eine Marke entsteht bereits mit dem Beginn der Existenz einer Partei oder einer Initiative oder eines Gesellschaftskonzepts – ganz ohne Werbung und Markenkommunikation. Unser Gehirn erlebt die entstandene Marke über die Sinnesorgane. Aus dem, was wir sehen, lesen, hören, fühlen, riechen und schmecken, bildet sich unser Gehirn ganz automatisch ein Markenbild. Darauf haben wir in der Regel keinen bewussten Einfluss.
Selbst wenn wir nur sehr wenig Informationen haben, lassen uns unsere grauen Zellen glauben, dass es ausreicht und ein scheinbar komplexes Markenbild bestimmt unser Denken und Handeln. Wahrscheinlich gleicht unser Unterbewusstsein die Informationen mit vergleichbaren gespeicherten Gedächtnisinhalten ab und zieht manchmal auch unzulässige Schlüsse. Die Gedächtnisforscher sprechen von kognitiver Verfügbarkeit. Also das, was uns unser Gedächtnis in Zusammenhang mit der gerade wahrgenommenen Realität gerade zur Verfügung stellt, beeinflusst unsere Entscheidung in entscheidendem Maße.
Selbst wenn wir nur ein Logo sehen oder ein Gesicht eines sympathischen oder unsympathischen Menschen oder eine uns vertraut erscheinende Stimme oder einen akkurat gekleideten Vertreter einer Partei erinnern, unser Gehirn schließt aus den verfügbaren Informationen auf ein komplexes Bild mit Markenwerten und allem was dazu gehört. Diese Informationen, die dazu führen, sind in der Regel nicht bewusst abrufbar und deshalb auch nicht per Studie mittels Fragebögen zu generieren.
Aber auch Menschen, Staaten und Gesellschaftssysteme sind in diesem Sinne Marken. Unser Gehirn verarbeitet jeweils unsere Sinneswahrnehmungen und entscheidet was für unser Leben Sinn macht, wobei die Sinnfrage in den wenigsten Fällen einer bewussten Beantwortung folgt. Das heißt auch, die Faktoren, welcher Typ Mensch bin ich, wo und wie lebe ich und welche Werte sind für mich prioritär entscheidend, sind mit der Sinnfrage sehr eng verbunden, wenn nicht die alles Entscheidenden.
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